Die Bolas de Berlim sind weit mehr als nur ein süßes Gebäck. Sie sind ein Stück portugiesischer Esskultur und gehören zum festen Bestandteil eines jeden Strandbesuchs in Portugal. Außen knusprig und mit Zucker bestreut, innen luftig und gefüllt mit einer cremigen Doce de Ovos (Eiercreme), verkörpern sie das portugiesische Lebensgefühl.
Anders als der deutsche Berliner oder Krapfen, von dem sie inspiriert wurden, wird die portugiesische Variante meist länglich und nicht rund geformt – und sie enthält keine Marmelade, sondern eine reichhaltige Eiercreme. Besonders im Sommer werden sie von fliegenden Händlern direkt am Strand verkauft – frisch, saftig und unwiderstehlich.
Herkunft der Bolas de Berlim
Der Ursprung der Bola de Berlim reicht zurück bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Damals flüchteten viele Deutsche, darunter auch jüdische Bäcker, nach Portugal. Sie brachten ihre traditionellen Backrezepte mit – darunter auch den Berliner. Portugiesische Bäcker übernahmen das Rezept, passten es jedoch ihrem Geschmack an: Statt Marmelade füllten sie die Teigkugeln mit der in Portugal sehr beliebten Eiercreme.
Das Gebäck entwickelte sich schnell zum Bestseller, besonders in Küstenorten. Heute gehören die Bolas de Berlim zum festen Sortiment jeder Pastelaria und sind aus dem kulinarischen Leben Portugals nicht mehr wegzudenken.
Was macht die portugiesische Variante so besonders?
Während der klassische Berliner aus süßem Hefeteig besteht und mit Konfitüre gefüllt wird, hebt sich die Bola de Berlim durch einige Besonderheiten ab:
- Füllung: Statt Marmelade wird die Doce de Ovos verwendet – eine Creme aus Eigelb, Zucker und Wasser. Sie ist dicker und aromatischer.
- Form: Oft sind sie oval oder länglich und nicht rund wie die deutsche Variante.
- Zubereitung: Frisch frittiert, anschließend aufgeschnitten und großzügig gefüllt.
- Verzehrort: Besonders beliebt direkt am Strand – von mobilen Verkäufern, die mit Kühlboxen entlang der Liegestühle gehen.
Doce de Ovos: Das Herz der Bola de Berlim
Die Eiercreme ist das geschmackliche Zentrum der Bola de Berlim. Hergestellt wird sie nach traditioneller Rezeptur:
Zutaten für Doce de Ovos:
- 6 Eigelb
- 200 g Zucker
- 100 ml Wasser
- (Optional: Zimt oder Vanille für ein feineres Aroma)
Zubereitung:
- Zucker und Wasser aufkochen, bis ein dicklicher Sirup entsteht.
- Vom Herd nehmen und leicht abkühlen lassen.
- Die Eigelbe verquirlen und langsam unter ständigem Rühren zum Sirup geben.
- Noch einmal kurz auf niedriger Hitze erwärmen, bis eine dicke Creme entsteht. Nicht kochen lassen!
Diese Creme wird anschließend in die aufgeschnittenen Hefeteigkugeln gefüllt – und verleiht dem Gebäck seinen einzigartigen Geschmack.
Rezept: Bolas de Berlim selbst machen
Wer die portugiesische Küstenleckerei zu Hause genießen will, kann sie mit etwas Geduld auch selbst zubereiten.
Zutaten für ca. 10 Stück:
Für den Teig:
- 500 g Weizenmehl
- 60 g Zucker
- 50 g Butter
- 2 Eier
- 250 ml Milch
- 1 Päckchen Trockenhefe
- 1 Prise Salz
- Öl zum Frittieren
Für die Füllung:
- Doce de Ovos (siehe oben)
Zubereitung:
- Hefe mit warmer Milch und etwas Zucker aktivieren.
- Mehl, restlichen Zucker, Butter, Eier, Salz und die Hefemischung verkneten.
- Den Teig zugedeckt an einem warmen Ort ca. 1 Stunde gehen lassen.
- Teig ausrollen, Kreise oder ovale Formen ausstechen und erneut 30 Minuten ruhen lassen.
- In heißem Öl goldbraun frittieren.
- Auf Küchenpapier abtropfen lassen, mit Zucker bestreuen.
- Aufschneiden und mit Doce de Ovos füllen.
Bolas de Berlim am Strand: Ein portugiesisches Ritual
Kaum ein portugiesischer Strandbesuch kommt ohne die bekannte Rufe aus:
„Olha a bolinha de Berlim!“ – „Schaut her, die kleine Berliner Kugel!“
Die mobilen Händler sind fester Bestandteil der Strandszene. Die Bolas werden frisch aus der Kühlbox verkauft, oft sogar noch warm. Für viele Portugiesen und Touristen ist das der süße Höhepunkt eines Strandtages.
Regionale Varianten
In manchen Regionen Portugals gibt es Varianten mit:
- Schokoladenfüllung
- Kokoscreme
- Fruchtfüllungen (z. B. Erdbeer oder Maracuja)
- Mini-Bolas – kleine Varianten, perfekt für Kinder
Doch die klassische Variante mit Doce de Ovos bleibt unangefochten die beliebteste.
Fazit: Portugals süßeste Versuchung
Wer Portugal besucht, sollte sich diese Köstlichkeit nicht entgehen lassen – am besten direkt am Strand, mit Sand unter den Füßen und dem Rauschen des Meeres im Ohr.