Königsdynastien in Portugal – Von der Gründung bis zur Republik

Die Geschichte Portugals ist eng mit seinen Königsdynastien verbunden. Über sieben Jahrhunderte hinweg prägten sie das Land, formten seine Grenzen, Kultur und Identität. Von der Gründung im 12. Jahrhundert bis zur Ausrufung der Republik im Jahr 1910 regierten vier große Dynastien das Königreich Portugal: das Haus Burgund (Afonsinische Dynastie), das Haus Avis, das Haus Philipp (spanische Dynastie) und schließlich das Haus Braganza. Jede von ihnen hinterließ deutliche Spuren in der portugiesischen Geschichte, von der Unabhängigkeit bis zur kolonialen Expansion.


Die Afonsinische Dynastie – Der Beginn Portugals (1139–1383)

Die Geschichte der portugiesischen Monarchie begann mit Afonso Henriques, dem Sohn des Grafen Heinrich von Burgund und der Infanta Teresa von León. Nach seinem Sieg in der Schlacht von Ourique im Jahr 1139 ließ sich Afonso als Afonso I. – König von Portugal ausrufen. Damit begründete er die Afonsinische Dynastie, auch Haus Burgund genannt.

Diese Dynastie schuf die Grundlage des modernen Portugals. Unter Afonso I. und seinen Nachfolgern wurden die Grenzen des Landes durch die Reconquista nach Süden bis zur Algarve erweitert. König Sancho I. (1154–1211) förderte die Besiedlung der eroberten Gebiete, während Dinis I., bekannt als „der Bauernkönig“, im 13. Jahrhundert die Landwirtschaft reformierte und die portugiesische Sprache erstmals zur Amtssprache machte.

Ein Höhepunkt dieser Dynastie war die Regierungszeit von Afonso IV., unter dessen Herrschaft die maritime Expansion vorbereitet wurde. Die letzte Herrscherin dieser Linie, Beatriz, war die Tochter von König Ferdinand I.. Ihre Ehe mit König Johann I. von Kastilien führte zur 1383–1385-Krise, einem Thronfolgekonflikt, der die Burgunder-Dynastie beendete.


Das Haus Avis – Portugals Aufstieg zur Seemacht (1385–1580)

Aus der Thronkrise ging Johann I. (Dom João I.), der uneheliche Sohn von König Peter I., als Sieger hervor. Mit seiner Krönung begann die Avis-Dynastie, die Portugal in eine Blütezeit führte. Seine Herrschaft markierte den Beginn der portugiesischen Seeexpansion, die das Land im 15. und 16. Jahrhundert zu einer der mächtigsten Seefahrernationen der Welt machte.

Unter Heinrich dem Seefahrer (Infante Dom Henrique), einem Sohn von Johann I., begann Portugal mit der Erkundung der afrikanischen Küste. Die Entdeckung Madeiras (1419) und der Azoren (1427) legte den Grundstein für das portugiesische Kolonialreich.

König Manuel I., genannt „der Glückliche“, führte die Expansion zur größten Ausdehnung. In seine Regierungszeit fallen die Entdeckungen von Vasco da Gama (Seeweg nach Indien, 1498) und Pedro Álvares Cabral (Brasilien, 1500). Portugal wurde zum globalen Handelsimperium, mit Besitzungen in Afrika, Asien und Südamerika.

Doch mit dem Tod von Sebastian I. im Jahr 1578 in der Schlacht von Alcácer-Quibir endete der Glanz. Der König blieb kinderlos, und sein Onkel, Kardinal Heinrich, starb zwei Jahre später ohne Erben. Damit erlosch die Avis-Dynastie.


Das Philippinische Interregnum – Spanien herrscht über Portugal (1580–1640)

Nach dem Tod Heinrichs beanspruchte Philipp II. von Spanien den portugiesischen Thron, da er mütterlicherseits ein Enkel von König Manuel I. war. 1580 wurde er als Philipp I. von Portugal anerkannt und vereinte die Kronen von Spanien und Portugal unter dem Haus Habsburg (Philippinische Dynastie).

Trotz der nominellen Unabhängigkeit verlor Portugal in dieser Zeit viele seiner Privilegien. Die Verwaltung wurde zunehmend von Spanien kontrolliert, und die portugiesischen Kolonien litten unter Angriffen der Engländer und Niederländer, die Spanien feindlich gesinnt waren.

Besonders in Übersee verlor Portugal zahlreiche Stützpunkte – darunter Teile Indiens und der Molukken. Die Unzufriedenheit im Land wuchs, bis 1640 die portugiesische Restauration erfolgte. Am 1. Dezember 1640 stürzte ein Aufstand in Lissabon die spanische Herrschaft, und João IV. aus dem Haus Braganza wurde zum neuen König ausgerufen.


Das Haus Braganza – Vom Wiederaufbau bis zur Republik (1640–1910)

Mit João IV. (1640–1656) begann die letzte und längste portugiesische Königsdynastie – das Haus Braganza. Es führte Portugal durch Wiederaufbau, Kolonialexpansion und politische Krisen bis zur Abschaffung der Monarchie im frühen 20. Jahrhundert.

Im 17. Jahrhundert kämpfte Portugal erfolgreich um die Wiederherstellung seiner Unabhängigkeit. Unter Afonso VI. und Pedro II. festigte sich die nationale Stabilität. Der 18. Jahrhundert brachte Wohlstand durch den Gold- und Diamantenhandel aus Brasilien. Der einflussreiche Premierminister Marquês de Pombal reformierte das Land nach dem verheerenden Erdbeben von Lissabon (1755) grundlegend – wirtschaftlich, städtebaulich und bildungspolitisch.

Doch die europäische Politik brachte neue Herausforderungen. 1807 marschierten die napoleonischen Truppen in Portugal ein. Die königliche Familie floh nach Brasilien, das zu dieser Zeit die wichtigste Kolonie Portugals war. König João VI. regierte fortan von Rio de Janeiro, bis er 1821 nach Portugal zurückkehrte. Sein Sohn, Pedro I., erklärte Brasilien 1822 für unabhängig und wurde dessen erster Kaiser – ein einmaliger Fall in der europäischen Geschichte, dass ein portugiesischer Prinz ein Kaiserreich in Übersee gründete.

Im 19. Jahrhundert folgten politische Turbulenzen, Bürgerkriege zwischen Liberalen und Absolutisten sowie eine schwächer werdende Monarchie. Die letzten Könige, Luís I. und Carlos I., versuchten, das Land zu modernisieren, doch wirtschaftliche Probleme, Kolonialkonflikte und soziale Unruhen schwächten die Krone.

1908 wurde König Carlos I. zusammen mit seinem Sohn Luís Filipe in Lissabon ermordet. Sein jüngerer Sohn Manuel II. bestieg den Thron, konnte jedoch den Niedergang nicht aufhalten. Am 5. Oktober 1910 wurde die Republik Portugal ausgerufen – das Ende der Monarchie und der Dynastie Braganza.


Das Erbe der portugiesischen Monarchie

Die Königsdynastien Portugals hinterließen ein reiches kulturelles und architektonisches Erbe. Paläste wie der Palácio Nacional de Sintra, der Palácio da Pena in Sintra oder der Palácio de Mafra zeugen bis heute vom Glanz vergangener Zeiten. Auch die zahlreichen Klöster und Kirchen – etwa Mosteiro dos Jerónimos in Lissabon – sind sichtbare Spuren königlicher Macht und Frömmigkeit. Die Monarchie prägte außerdem das nationale Selbstverständnis. Sie förderte Kunst, Wissenschaft und Handel, brachte das Land auf die Weltkarte und verband es über Jahrhunderte hinweg mit fernen Kontinenten. Auch wenn Portugal heute eine Republik ist, bleibt die Erinnerung an seine Könige ein zentraler Bestandteil der nationalen Identität.


Fazit

Die Geschichte der portugiesischen Königsdynastien ist eine Geschichte von Macht, Glanz und Wandel. Vom kleinen christlichen Fürstentum zur globalen Seemacht durchlief Portugal Phasen des Aufstiegs, der Fremdherrschaft und des Wiederaufbaus. Die vier großen Dynastien – Burgund, Avis, Philipp und Braganza – formten über Jahrhunderte das Gesicht des Landes und schufen ein Erbe, das bis heute lebendig ist.


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