Das Museo do Combatente in Lissabon gehört zu den bedeutendsten musealen Einrichtungen Portugals, wenn es um die militärische Geschichte des Landes und den Umgang mit dem eigenen historischen Gedächtnis geht. Der Besuch ermöglicht ein tiefes Verständnis über die politischen Umbrüche des 20. Jahrhunderts, die kolonialen Konflikte, den Estado Novo und den komplexen Weg in die Demokratie. Das Museum ist im historischen Forte do Bom Sucesso untergebracht, am Ufer des Tejo, unmittelbar neben dem bekannten Monumento aos Combatentes do Ultramar. Schon der Standort steht sinnbildlich für Vergangenheit, Opferbereitschaft, Wandel und nationale Identität.
Der Rundgang führt chronologisch durch verschiedene Epochen: Von den frühen Einsätzen portugiesischer Streitkräfte, über den Ersten und Zweiten Weltkrieg, bis hin zu den Kolonialkriegen in Angola, Mosambik und Guinea-Bissau zwischen 1961 und 1974. Neben Uniformen, Feldpost, Orden, Karten, Waffen und Einsatzberichten stehen im Mittelpunkt vor allem persönliche Geschichten. Fotos und Dokumente zeigen Schicksale einzelner Soldaten, verdeutlichen Ängste, Belastungen, Kameradschaft und Hoffnung. Das Museo do Combatente ist kein Ort der Glorifizierung, sondern ein Ort des Erinnerns – sachlich, klar, einordnend. Besucher erhalten einen Einblick in Ursachen, Verlauf und Folgen der Konflikte. Es wird gezeigt, wie politische Entscheidungen das Leben Tausender bestimmten und Portugal schließlich zur Nelkenrevolution 1974 führte.



Ein Museum voller Zeitzeugnisse und Originalstücke
Bereits wenige Meter nach dem Eingang beginnt die Ausstellung mit frühen historischen Kapiteln der portugiesischen Militärgeschichte, doch das Hauptaugenmerk gilt dem 20. Jahrhundert. Besonders detailliert werden die Einsätze Portugals im Ersten Weltkrieg dargestellt. Viele Portugiesen wissen, dass das Land auf Seiten der Alliierten kämpfte – aber nur wenige kennen die hohen Verluste an der Westfront. Helme, Feldflaschen, Uniformreste und Tagebücher vermitteln ein realistisches Bild des Frontalltags.
Danach folgt ein großer Ausstellungsbereich, der die Kolonialkriege in Afrika beleuchtet. Diese kriegerischen Auseinandersetzungen waren prägend für eine ganze Generation von Portugiesen. Viele Soldaten kehrten traumatisiert zurück, manche blieben verschollen, andere wurden nach Unfällen oder tropischen Krankheiten invalide. Das Museum dokumentiert das Leid beider Seiten mit nüchternen Fakten, Fotos und persönlichen Hinterlassenschaften. Private Briefe verstorbener Soldaten, Notizen aus Feldlagern und medizinische Berichte über Malaria oder Tropenfieber geben den historischen Zahlen ein Gesicht. Auch die Gegenseite wird nicht ausgeblendet, denn es werden auch Gegenstände afrikanischer Freiheitsbewegungen gezeigt, darunter Propagandamaterial, Waffen und politische Plakate.
Besonders eindrucksvoll ist der Bereich über die Nelkenrevolution. Zeitungsartikel, Radiosendungen, Originalfahnen und Fotoaufnahmen zeigen, wie die Armee 1974 zum Motor des politischen Wandels wurde. Das Museum legt transparent dar, wie die Militärdiktatur zusammenbrach und Portugal innerhalb kurzer Zeit von einer Kolonialmacht zu einem demokratischen Staat wurde. Damit ist das Museo do Combatente nicht nur Rückblick, sondern auch politisch-gesellschaftliche Bildungsstätte.



Der Außenbereich – Monument, Ewige Flamme und Blick über den Tejo
Neben den Innenräumen sollten Besucher unbedingt den Außenbereich besichtigen. Hier steht das Monumento aos Combatentes do Ultramar, geschaffen zum Gedenken an alle portugiesischen Soldaten, die in Übersee starben. Eine Ewige Flamme brennt neben dem Wasserbecken, Namen gefallener Soldaten sind auf Gedenktafeln eingraviert. Der Ort wirkt ruhig, klar, kraftvoll – besonders in den Abendstunden, wenn das Licht auf dem Fluss glitzert. Viele Besucher verweilen, um Gedanken zu sammeln oder Blumen abzulegen.
Von der Terrasse besteht ein freier Blick über den Tejo, auf die Ponte 25 de Abril und Cristo Rei. Wer sich für Geschichte interessiert, kombiniert den Museumsbesuch häufig mit einem Spaziergang entlang des Flussufers. Das Zusammenspiel aus historischem Ort, Flusslandschaft und tiefgreifender Erinnerung macht den Besuch zu einem bewegenden Erlebnis.



Öffnungszeiten, Besuchertipps und Erreichbarkeit
Das Museo do Combatente liegt im Belém-Viertel von Lissabon, das sich hervorragend für einen halbtägigen Ausflug eignet. Von hier aus erreicht man zu Fuß Sehenswürdigkeiten wie Torre de Belém, Padrão dos Descobrimentos, MAAT und das Mosteiro dos Jerónimos.
Für den Besuch sollte man – je nach Interesse – zwischen 1,5 und 3 Stunden einplanen. Fotografieren ist erlaubt, jedoch ohne Blitz bei empfindlichen Exponaten. Die Ausstellung ist überwiegend barrierearm zugänglich.
Adresse:
Forte do Bom Sucesso, Avenida de Brasília, Belém, Lisboa
Offizielle Website:
ligacombatentes.org/museu-do-combatente-lisboa
Ein Besuch lohnt sich für alle, die Portugals Geschichte wirklich verstehen möchten – nicht nur in Zahlen und Jahresdaten, sondern in menschlichen Schicksalen. Das Museo do Combatente ist eines der wichtigsten Museen über Militärgeschichte im portugiesischen Kulturraum und vermittelt Wissen klar, nüchtern, anhand authentischer Quellen.






