Das Castelo de Montemor-o-Velho liegt etwa 25 Kilometer westlich von Coimbra in der Region Centro de Portugal. Es gehört zu den ältesten und größten mittelalterlichen Festungen des Landes. Die imposante Anlage thront über dem fruchtbaren Tal des Mondego-Flusses und war einst ein wichtiger strategischer Stützpunkt für die Verteidigung der Region.
Heute ist das Schloss ein beliebtes Ausflugsziel. Es bietet nicht nur faszinierende Geschichte, sondern auch einen weiten Blick über Reisfelder, den Flusslauf und das Umland. Besucher schätzen die authentische Atmosphäre und das gut erhaltene Mauerwerk.
Ursprung und Geschichte der Festung
Die Ursprünge des Castelo de Montemor-o-Velho reichen weit zurück. Schon zur Zeit der Römer und Westgoten existierten dort befestigte Strukturen. Die eigentliche Burganlage wurde allerdings erst in der Zeit der Reconquista im 9. Jahrhundert aufgebaut. Die erste bekannte Eroberung fand 848 unter König Ramiro I. von Asturien statt.
Im Verlauf der Jahrhunderte wechselte die Festung mehrfach den Besitzer. Besonders im 10. und 11. Jahrhundert war das Gebiet ein umkämpftes Grenzland zwischen christlichen und maurischen Herrschern. Im Jahr 1064 wurde die Burg durch Ferdinand I. von León endgültig zurückerobert. Er übertrug sie an seinen Statthalter Sesnando Davides, der zur Stärkung des Grenzschutzes beitrug.
Politische Bedeutung im Mittelalter
Die Bedeutung der Festung war nicht nur militärischer, sondern auch politischer Natur. Im Jahr 1355 fand im Castelo ein bedeutender historischer Moment statt: König Afonso IV. versammelte hier seinen Kronrat, um über das Schicksal von Inês de Castro zu entscheiden. Ihre spätere Hinrichtung sollte als eine der tragischsten Liebesgeschichten Portugals in die Geschichte eingehen.
Während des 14. Jahrhunderts wurde das Schloss umfassend erweitert und befestigt. Die barbakaneartige Vorburg, ein zusätzlicher Verteidigungsring, wurde ergänzt, ebenso wie neue Türme und Wälle. Die Umfassungsmauer aus dieser Zeit ist bis heute größtenteils erhalten.
Architektonische Highlights und religiöse Gebäude
Das Castelo de Montemor-o-Velho zeichnet sich durch eine ovale, unregelmäßige Form aus. Die äußeren Mauern sind etwa 600 Meter lang und beinhalten insgesamt elf Türme. Die bekannteste ist die Torre de Menagem, der Hauptturm. Von hier aus hat man einen weiten Panoramablick über das Tal.
Ein besonderes Merkmal ist die Kombination aus militärischer Architektur und religiöser Bedeutung. Innerhalb der Mauern befindet sich die Kirche Santa Maria da Alcáçova, die im 16. Jahrhundert im manuelinischen Stil neugestaltet wurde. Der frühere Adelswohnsitz Paço das Infantas ist heute nur noch als Ruine erhalten.
Ein weiteres spirituelles Element ist die Kapelle Santo António, die direkt an der äußeren Mauer liegt. Sie wird bis heute von Einheimischen genutzt.





Leben auf der Burg im Mittelalter
Im Mittelalter lebten in der Burganlage nicht nur Soldaten und Adelige. Auch Handwerker, Händler und Priester waren Teil der Burggemeinschaft. Es gab Zisternen zur Wasserversorgung, Lagerräume für Getreide, sowie Werkstätten für Schmiede, Töpfer und Schreiner.
Die erhöhte Lage ermöglichte Schutz vor Überfällen, aber das Leben war dennoch hart. Versorgung war nur durch enge Zusammenarbeit mit den umliegenden Dörfern möglich. Besonders in Belagerungszeiten wurde das Burgleben zur Belastungsprobe.
Legenden rund um das Schloss
Wie viele alte Burgen ist auch das Castelo von Legenden umgeben. Eine davon erzählt von zwei unterirdischen Gewölben: Eines soll unermessliche Schätze beherbergen, das andere hingegen die Pest und das Verderben. Bisher wagte es niemand, beide Kammern gleichzeitig zu öffnen, aus Furcht vor dem Ausgang dieser Geschichte.
Eine weitere Sage spricht von einer geheimen Fluchttreppe, die vom Hauptturm bis zum Flussufer führt. Diese wurde angeblich im 12. Jahrhundert gebaut, um einen unbemerkten Rückzug zu ermöglichen. Bis heute wurde sie nie gefunden – was den Mythos weiter nährt.
Tipps für den Besuch
Das Castelo de Montemor-o-Velho ist ganzjährig kostenlos zugänglich. Es gibt Parkmöglichkeiten direkt vor dem Eingang. Wer eine Führung möchte, kann diese vorab über das Tourismusbüro der Gemeinde buchen.
Öffnungszeiten:
- März bis Oktober: 10:00 – 18:30 Uhr
- November bis Februar: 9:30 – 17:30 Uhr
Wer sich für weitere Sehenswürdigkeiten interessiert, sollte auch das nahegelegene Coimbra besuchen, insbesondere die Universität mit ihrer weltberühmten Bibliothek Joanina.
Fazit: Warum ein Besuch lohnt
Das Castelo de Montemor-o-Velho ist nicht nur ein Ort für Geschichtsinteressierte. Es verbindet Vergangenheit, Legenden und Moderne auf eindrucksvolle Weise. Seine Größe, Erhaltung und Lage machen es zu einem der beeindruckendsten Beispiele mittelalterlicher Baukunst in Portugal. Ein Spaziergang durch die alten Mauern ist wie eine Reise in die Zeit der Ritter, Adligen und Könige – mit dem Vorteil, dass man heute am Ende des Tages in einem Café mit Blick auf das Tal entspannen kann.
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